Expedition im Abel Tasman Nationalpark

Packen für die Expedition.
Packen für die Expedition.

Um halb Sieben klingelt der "Wecker". Zügiges Abbauen & Frühstücken ist angesagt, um 8 Uhr sollen wir bei "Abel Tasman Kayak" sein. Dort bekommen wir unser Doppelkayak, eine Karte & eine kurze Einweisung. Dann verstauen wir unsere Ausrüstung im Boot. Brittas Kleidung & Wanderausrüstung vorne, meine hinten & in die Mitte kommen Zelt, Schlafsäcke, Kocher, Essen für 3 Tage & 15 Liter Trinkwasser. Dann geht es mit Trecker & Anhänger zur "Sandy Bay", wo wir zu viert das Kayak ins Wasser bringen.


Nicht hoch genug... hohe Wellen fluten die hintere Luke.
Nicht hoch genug... hohe Wellen fluten die hintere Luke.

Der morgendliche Regen hat sich mittlerweile verzogen & wir paddeln im Sonnenschein in Richtung "Abel Tasman Nationalpark". Nachdem wir uns eingepaddelt haben, suchen wir uns unseren ersten Platz zum Anlanden. Die "Coquille Bay" lädt mit einem einsamen Strand, der von Felsen eingerahmt ist, ein. Unser Anlandungsmanöver gelingt & wir ziehen das Kayak etwas den Strand hinauf, holen Essen aus dem Mittelfach & ich packe meinen Pulli in mein persönliches Gepäck. Als ich gerade meinen wasserdichten Stauraum offen habe, verursacht ein Motorboot eine riesige Welle, die tsunamiartig mein Gepäck flutet. ALLES NASS!


Alles in Ordnung! Kurz danach passiert es.
Alles in Ordnung! Kurz danach passiert es.

Wir müssen uns erstmal sammeln, aber das gute Wetter lässt uns hoffen, dass wir schon alles wieder trocken bekommen. Also erkunden wir die Bucht & dann geht's weiter in Richtung Wildnis. An der "Stilwell Bay" erkunden wir das nördliche Riff. Scharfkantige Felsen ragen neben dem Kayak aus dem Meer, torbogenartige Felsen müssen durchschifft werden & tief in den Fels geschnittene Höhlen warten auf ihre Erforschung. Bei der Erkundung einer Höhle bricht eine Welle von hinten & wirft unser Kayak mit Macht auf eine Felswand. Es kracht & knarzt. Stecken wir fest? Mit vereinten Kräften gelingt es uns im Rückwärtsgang die Höhle zu verlassen & wir nehmen ein neues Ziel in Angriff. 

Seelöwen nehmen ein Sonnenbad.
Seelöwen nehmen ein Sonnenbad.

Auf der gegenüberliegenden Insel "Adele Island" sollen Meeresungeheuer gesichtet worden sein. Wir paddeln zum Nordstrand der Insel & tatsächlich - dort liegen genüsslich Seelöwen auf den Felsen oder jagen durchs Wasser, um Nahrung zu erbeuten. An uns haben sie wenig Interesse. Also beobachten wir aus sicherem Abstand & drehen dann in Richtung "Anchorage Bay", dort wollen wir unser Lager für die Nacht aufschlagen. 

Vorher müssen wir aber noch die berüchtigten Wellen der "mad mile" durchqueren. Die Wellen dort sind höher, aber bei dem heutigen ruhigen & sonnigen Wetter gelingt die Passage mühelos & so haben wir noch Zeit die "Torent Bay" zu erkunden. Dort soll der sagenumwobene "Cleopatras Pool" liegen. Die Einfahrt ist eng & gesäumt von Sandbänken & die Karte ungenau. Wir enden erst in einer Sackgasse & als wir endlich anlanden, werden wir von Eingeborenen vertrieben.

Auch ein weiterer Versuch, den Zugang zu finden scheitert & als die Ebbe einsetzt & uns in der Bay einzuschließen droht, verlassen wir diese & entkommen aufs offene Meer. 

Geschafft! Die "mad mile" liegt hinter uns!
Geschafft! Die "mad mile" liegt hinter uns!

Vorher müssen wir aber noch die berüchtigten Wellen der "mad mile" durchqueren. Die Wellen dort sind höher, aber bei dem heutigen ruhigen & sonnigen Wetter gelingt die Passage mühelos & so haben wir noch Zeit die "Torent Bay" zu erkunden. Dort soll der sagenumwobene "Cleopatras Pool" liegen. Die Einfahrt ist eng & gesäumt von Sandbänken & die Karte ungenau. Wir enden erst in einer Sackgasse & als wir endlich anlanden, werden wir von Eingeborenen vertrieben.

Auch ein weiterer Versuch, den Zugang zu finden scheitert & als die Ebbe einsetzt & uns in der Bay einzuschließen droht, verlassen wir diese & entkommen aufs offene Meer. 

Diebische Wekas klauen alles Essbare.
Diebische Wekas klauen alles Essbare.

Die benachbarte Bay empfängt uns freundlicher. Wir landen an, ziehen unser Kayak an Land & schlagen unser Lager an einem herrlichen Platz auf. Doch schon beim Entladen unserer Ausrüstung werden wir von diebischen kleinen Wekas (flugunfähige einheimische Vögel) überfallen. Die haben es auf alles fressbare abgesehen. Eine kurze Unaufmerksamkeit & schon öffnen sie eine unserer Packtaschen & klauen die erste Banane. Wir müssen ALLES sichern, die kleinen Biester schrecken nicht mal davor zurück, ins Zelt zu schlüpfen & alles auseinander zu nehmen.


Nette Nachbarn sind die Kakas.
Nette Nachbarn sind die Kakas.

Nachdem wir alles ausreichend verbarrikadiert haben, können wir meine nassen Sachen trocknen, ein Bad am Strand nehmen & die Kakas, eine weitere gefährdete Papageiart, beobachten.

In der Nacht schlägt das Wetter um. Regen setzt ein & wir müssen klatschnass abbauen. Das nasse Zelt wandert jetzt in mein persönliches Staufach, dafür kommen meine Klamotten ins Mittelfach zu den Schlafsäcken & dem Kochequipment. 

Die Ruhe vor dem Sturm
Die Ruhe vor dem Sturm

Das Ablegen gelingt trotz auflandiger langer Welle problemlos. Der verhangene Himmel & der Nebel im Wald sorgen für eine düstere Atmosphäre. Doch noch ist der Wind schwach & die lange Dühnung sorgt für eine entspannte Stimmung an Board. Die Crew genießt die schaukelnde Ruhe... vor dem Sturm. Kaum haben wir die Bucht verlassen, werden die Wellen höher & steiler, auch der Gegenwind nimmt zu & bremst die Fahrt. Nach etwa einer Stunde in Regenschauern erreichen wir die berüchtigte "Fools Passage" - "dangerous reef - take care in all conditions" steht im Expeditionshandbuch. Die Wellen haben mittlerweile Höhen erreicht, die in Metern gemessen werden müssen. Immer wieder ragt der Bug des Kayaks nahezu senkrecht in den Himmel, bevor er krachend ins Wasser knallt. Unaufhörlich überspülen Wellen das Deck & das Boot ist zunehmend schwierig auf Kurs zu halten. Und als ob das nicht reichen würde, wird die Sicht durch dichten Regen behindert, brechen Wellen auf unserem Weg & im Lee drohen die scharfen Felsen des Riffs, wie Zähne im Maul von Killerwalen, die es zu allem Überfluss hier auch geben soll. Die Crew droht mit Meuterei & der Kapitän muss allerlei physiologische Tricks anwenden, um Schlimmeres zu verhindern.

Als langsam das Riff achteraus verschwindet & wir uns schon auf der Zielgeraden befinden, taucht im Luv eine Freakwave auf. Sie jagt auf unser kleines Kayak zu. Steuer hart steuerbord, zusätzlich kräftige Bogenschläge an Backbord. Gerade eben rechtzeitig steht der Bug in der Welle, die dann über uns hineinbricht... aber das Boot nicht mehr kentern kann.

Im Lee einer vorgelagerten Insel finden wir dann endlich etwas Schutz & können direkten Kurs auf die "Onetahuti Bay" nehmen. Jetzt kommen Wind & Wellen von hinten. Wir surfen die riesigen Wellenkämme herab. Das Wasser rauscht tosend an uns entlang. Ein letzter Surf & dann setzt uns die letzte Welle brechend auf den Strand. Ein paar junge Wilde, denen unser Kommen nicht entgangen ist, kommen neugierig näher & tragen hilfsbereit mit uns das Kayak nach oben auf den sicheren Strand.


Als wir jetzt unsere Ausrüstung aus dem Boot holen wollen, wartet eine böse Überraschung auf uns. Der Stauraum - sollte wasserdicht sein - in der Bootsmitte ist mit Wasser geflutet. Kocher, Essen, mal wieder meine Kleidung & unsere Schlafsäcke schwappen unter Deck hin und her. Wir lenzen den Stauraum & dann bauen wir unser Lager auf. Zum Glück hatten wir unsere Schlafsäcke prophylaktisch in einen Pumpsack, der wasserdicht ist gepackt & wir können zumindest ein trockenes Bett genießen.

Am Standort gibt es auch kein Netz für unsere Handkommunikationsgeräte. Also ziehen wir nochmal los. Am Strand brüten Möwen & Austernfischer füttern ihre Küken. Da wird uns klar wie hungrig wir sind & am Lager wird ein leckeres Essen zubereitet. Wir müssen feststellen, dass unsere Vorräte nur noch für diesen Abend reichen. Für den Rest sind nur noch 2 Bananen, 2 Äpfel & ein paar lausige Nüsse geblieben, die wir auch heute noch gegen diebische Wekas verteidigen müssen. Zusätzlich greifen uns miriaden von blutrünstigen Sandflies an. Da hilft nur ab ins Zelt & Kräfte sparen. Der Weg zum nächsten Versorgungsposten ist noch weit & hält weitere Überraschungen bereit.


Am nächsten Morgen ist unser Kayak vom Strand verschwunden. Uns bleibt nur uns über Land zum nächsten Versorgunsposten durchzuschlagen. Wir nehmen nur das nötigste mit. Das übrige Wasser verschenken wir an die Gruppe, die uns gestern beim Anlanden geholfen hat. Zelt, Kocher,... also alles was beim Wandern hinderlich sein könnte, lassen wir zurück. Wir hoffen, dass wir so irgendwie den nächsten Außenposten erreichen können.

Der Weg verlässt schon bald den Strand, die Steigung nimmt zu & Meter um Meter geht es tiefer in den Urwald. Wie eine Fatamorgana erscheint plötzlich ein Schild "C A F É" am Wegesrand & lockt uns auf Abwege. Tatsächlich finden wir dort Stärkung & setzen voll Zuversicht unsere Suche fort. 

Wir erreichen erneut den Strand. Zwar hat sich das Wasser aufgrund der Ebbe zurück gezogen, aber ein reißender Fluss versperrt uns den Weg. Wir durchwaten ihn & folgen einem Pfad, der sich durch den Urwald des nächsten Berges windet & uns am Ende wieder an den Strand entlässt. Immer noch ist keine Spur einer menschlichen Behausung zu sehen & wir verschwinden wieder in der Dunkelheit des Waldes. Das wiederholt sich noch ein paar Mal ehe wir endlich den Außenposten entdecken & ihn glücklich erreichen. Später am Tag trifft dann auch noch unser Rettungsboot ein. 

Auch die jungen wilden sind mittlerweile eingetroffen & so können wir auf der Rückfahrt noch einige malerische Buchten besuchen, marinen Wildtieren beim Fressen zusehen & uns in der abendlichen Sonne zum erfolgreichen Abenteuer "Abel Tasman Nationalpark" beglückwünschen.

Ob das jetzt alles so der Wahrheit entspricht, oder ob wir in Wirklichkeit nur eine Tour "zwei Tage Kayaken und einen Tag Wandern durch den Abel Tasman" gebucht haben? Mal ehrlich wollt ihr nur die Wahrheit oder doch lieber eine fesselnde Geschichte?